Spielen mit Kindercharakteren


Sind sie nicht entzückend...?

In der breiten Palette von Ideen für Spielchars, kann es auch mal reizvoll sein, ein Wesen voller Unschuld und Naivität zu spielen, eben echte Kinderchars. Wie im richtigen Leben, können kleine Frechdachse viel Spaß und Action ins Spiel bringen, allerdings auch nervig oder langweilig werden - je nach dem.

Zu dieser Kategorie zählen keine Chars, die lediglich kleinwüchsig sind oder ein ihrer speziellen Gattung entsprechendes tapsiges oder närrisches Auftreten haben.

Bei der Frage, ob ein Char ein Kind darstellt oder nicht, zählen nicht die Jahre seines Alters, sondern die Eigenschaften, mit denen er ausgespielt wird. Wesen, die mit 536 Menschen-Jahren innerhalb ihrer Gattung dennoch als Kind gelten und mit kindlicher Naivität auftreten, werden auch von anderen Chars dementsprechend behandelt werden.

Es gibt verschiedene Anlässe für die Entstehung eines solchen Chars:

Früchte der Liebe
Das ist die Form von Kindercharakteren, die einem am häufigsten begegnet. Manche User lassen ihre Chars durchaus auch schwanger werden und das Eltern-Paar spielt das virtuell geborene Kind dann als NPC mit. Gelegentlich wird dafür sogar ein eigener Nick erstellt. Soweit das bisher zu beobachten war, verliert so ein 'Spielzusatz' nach einer Weile seinen Reiz, weil der Aktionsradius eines Säuglings selbst und der um ihn herum, eng begrenzt ist. Windeln wechseln und Fläschchen geben sind nun mal keine Spielaktionen, mit denen sich über einen längeren Zeitraum Abende füllen lassen. Die Aufmerksamkeit darum nimmt im weiteren Verlauf immer mehr ab und die Spieler wenden sich wieder anderen Aktivitäten zu. Die Kinderchars sind dann im weiteren Spiel zwar noch vorhanden, werden aber nur noch gelegentlich erwähnt.

Clangründung
Manchmal kommt es vor, dass der Char eines inplay entstandenen Kindes mit einem Zeitsprung bezüglich Alterung an einen dritten User übergeben wird. Dieser Char hat dann eine erspielte kleine Familiengeschichte, auch werden einige Charaktereigenschaften und Wesenszüge damit vorgegeben, doch haucht ihm der neue Spieler mit seiner Individualität neues virtuelles Leben ein, was diesen nun als halbwüchsig gespielten Char wieder interessant werden lässt. Auf diese Weise können große Familienverbände heran wachsen, die mit all ihren Verstrickungen denen im realen Leben in nichts nachstehen.

Sinn für Unsinn
Wen der Hafer sticht, der kann seiner albernen Laune schon mal mit einem Kinderchar freien Lauf lassen. Solche Chars sind dann genauso frei aus der Vorstellungskraft des Users konzipiert, wie andere Chars auch. Besonders in großen Räumen mit vielen Spielteilnehmern können Lausbuben und Rotzgören gründlich aufmischen und für heitere Szenen sorgen, allerdings müssen die Spieler zwei wichtige Regeln einhalten, damit der Spaß bei den Mitspielern nicht in Unmut umschlägt:

1. Die übrigen Charaktere des Raumes zunächst kurz anspielen und deren Reaktionen darauf abwarten. Es macht nur Sinn mit den im Raum befindlichen Chars weiter zu spielen, die sich in irgend einer Form zugewandt zeigen. Ablehnende Haltungen müssen akzeptiert und solche Spieler auch konsequent in Ruhe gelassen werden.

2. Das Zeitfenster, innerhalb dessen ein solches Späßchen seine erzielte Wirkung entfaltet ist begrenzt. Sobald das Interesse der übrigen Mitspieler spürbar erlahmt, ist es angeraten, den Char wieder aus der Szene zu nehmen.

Aufarbeitung realer Erlebnisse
Manche Menschen blicken in ihrem realen Leben leider auf eine schwierige oder düstere Kindheit zurück. Da kann es sein, dass jemand den Wunsch verspürt, im Nachhinein nicht nur den Verlauf einer Geschichte einmal nach seinen eigenen Vorstellungen zu verändern, sondern tatsächlich zu versuchen, seinem echten Erleben aus der Vergangenheit ein neues hinzuzufügen, auch wenn es nur fiktiv ist.

Daran kann die Hoffnung geknüpft sein, bitteren Erinnerungen einen Ausgleich mit schöneren Bildern und Gefühlen zu geben, die es in der Realität so nicht gegeben hat. Dadurch werden sicherlich keine Wunden geschlossen, doch ist es vorstellbar, dass der Schmerz dadurch ein wenig abnimmt. Ein winziges Trostpflaster sozusagen.

Allerdings ist diese Intention riskant, denn es kann passieren, dass dem Spieler keine heilsamen schönen Szenen im Spiel begegnen, sondern solche, mit denen er von der Vergangenheit auf unangenehme Weise wieder einholt wird. Wenn ein Spieler aufgrund seiner persönlichen Disposition diesbezüglich also ohnehin besonders empfindlich ist, kann das dramatische Folgen haben.

Experiment
Manche Spieler wollen nur einmal ausprobieren, ob sie Kindlichkeit glaubhaft rüber bringen können und sind an den Reaktionen ihrer Mitspieler interessiert. Oder auch um einfach mal dieses Genre 'abgearbeitet' zu haben und den eigenen Erfahrungspool zu komplettieren, denn die Naivität eines Kindes ist der einer Elfe beispielsweise zwar in gewisser Weise ähnlich, in einzelnen Aspekten zeigen sich aber deutliche Unterschiede.


WICHTIG:
Grundsätzlich sollten sowohl Spieler als auch Mitspieler beim Umgang mit Kinderchars die gleiche Vorsicht walten lassen, die auch in der Realität beim Kontakt mit Kindern gefordert ist, egal wie lustig oder unbeschwert sie daher kommen mögen oder nicht.


Kinderchars haben es in einem Erwachsenenchat allerdings sowieso schwer, Mitspieler mit ernsthaftem und integrem Spielinteresse zu finden, sofern sie nicht von Anfang an in einen Familienclan mit weiteren Mitspielern eingebunden sind. Das mag vor allem daran liegen, dass die Spielergemeinde mehr Interesse daran hat, mit Gleichgesinnten ihre Themen auf der Erwachsenenebene auszuspielen. Bei aller Freude die Kinder bereiten können, setzen sie gleichzeitig einen Erwachsenen ein wenig unter den Dauerstress der Verantwortung, auch wenn das Kind nur virtuell ist.

Da die meisten Spieler aber zur Entspannung oder für möglichst ungetrübten Spaß den Chat betreten, machen sie dementsprechend einen großen Bogen um solche Spielangebote, die eine unangenehme Anspannung durch ihre besondere Herausforderung mit sich bringen. Noch dazu, wenn es sich dabei um ein Thema handelt, von dem sie bedingt durch den eigenen Alltag, eigentlich im Spiel für eine Weile Abstand gewinnen wollen.


Stand: 20.04.15